Die alten und neuen Oligarchien: Von der Antike bis zu Donald Trump – Eine globale Abhandlung über die Herrschaft der Wenigen

Die Oligarchie, die „Herrschaft von Wenigen“, ist kein modernes Phänomen. Sie ist so alt wie die Zivilisation selbst und hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu erfunden. Doch während die alten Oligarchien oft direkt und unverhohlen ihre Macht ausübten, haben die neuen Oligarchien subtilere, aber nicht weniger wirkungsvolle Methoden entwickelt, um ihre Interessen durchzusetzen. In diesem Beitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Ursprünge der Oligarchie, ihre globalen Ausprägungen und die neuen Formen, die sie in der heutigen Zeit angenommen hat – mit einem besonderen Fokus auf die USA unter Donald Trump.

Die Ursprünge der Oligarchie: Von Athen bis Rom

Die Oligarchie hat ihre Wurzeln in der Antike. Schon im alten Griechenland gab es Stadtstaaten, in denen eine kleine Gruppe von Adligen oder Reichen die Macht an sich riss. In Athen, der Wiege der Demokratie, gab es immer wieder Phasen, in denen die Oligarchen die Kontrolle übernahmen – oft mit Gewalt und Intrigen. Die berühmte Tyrannis der Dreißig in Athen (404 v. Chr.) ist ein frühes Beispiel dafür, wie eine kleine Gruppe von Eliten die Macht an sich reißen und die Demokratie ausschalten konnte.

Auch im Römischen Reich spielten Oligarchen eine zentrale Rolle. Die römische Republik war de jure eine Demokratie, de facto aber eine Oligarchie, in der eine Handvoll Patrizierfamilien die Geschicke des Staates lenkten. Die Gracchen-Brüder, die im 2. Jahrhundert v. Chr. versuchten, Landreformen durchzusetzen, scheiterten letztlich am Widerstand der oligarchischen Elite – ein frühes Beispiel dafür, wie Oligarchen ihre Macht gegen soziale Reformen verteidigen.

Die globalen Klassengesellschaften der Neuzeit

Mit dem Aufstieg des Kapitalismus und der Industrialisierung im 19. Jahrhundert entstanden neue Formen der Oligarchie. In Europa und den USA bildeten sich industrielle Dynastien wie die Rockefellers, die Carnegies oder die Krupps, die nicht nur wirtschaftliche, sondern auch politische Macht ausübten. Diese „Robber Barons“ (Räuberbarone) nutzten ihren Reichtum, um politische Entscheidungen zu beeinflussen und Gesetze zu ihren Gunsten zu gestalten.

In der heutigen Zeit hat sich die Oligarchie globalisiert. In Russland, China, Indien, Brasilien und vielen anderen Ländern gibt es eine kleine Gruppe von Superreichen, die nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Politik dominieren. Diese neuen Oligarchen sind oft eng mit den politischen Eliten verbunden und nutzen ihre Macht, um ihre Interessen durchzusetzen – oft auf Kosten der breiten Bevölkerung.

Die russische Oligarchie: Putin und seine Gefolgschaft

Ein besonders eindrückliches Beispiel für eine moderne Oligarchie ist Russland unter Wladimir Putin. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er Jahren entstand in Russland eine neue Klasse von Oligarchen, die durch die Privatisierung staatlicher Unternehmen zu enormem Reichtum kamen. Diese Oligarchen, darunter Figuren wie Boris Beresowski und Roman Abramowitsch, nutzten ihren Reichtum, um politischen Einfluss zu erlangen.

Als Putin im Jahr 2000 an die Macht kam, machte er den Oligarchen ein Angebot, das sie nicht ablehnen konnten: Entweder sie unterstützten ihn und profitierten von seiner Herrschaft, oder sie wurden entmachtet – oder schlimmer. Der Fall des Michail Chodorkowski, des ehemaligen Chefs des Ölkonzerns Jukos, ist ein berühmtes Beispiel dafür, wie Putin mit unbequemen Oligarchen umgeht. Chodorkowski, der sich politisch engagierte, wurde verhaftet und seine Firma zerschlagen. Seitdem haben die verbliebenen Oligarchen gelernt, dass es besser ist, loyal zu sein.

Die neue Oligarchie in den USA: Trump und die Superreichen

In den USA hat die Oligarchie eine neue Form angenommen. Während die traditionellen Oligarchen wie die Rockefellers oder die Vanderbilts im 19. und frühen 20. Jahrhundert ihre Macht durch Industrie und Banken ausübten, sind die neuen Oligarchen oft in der Technologiebranche oder im Finanzsektor tätig. Figuren wie Jeff Bezos, Elon Musk und Mark Zuckerberg kontrollieren nicht nur riesige Vermögen, sondern auch einen erheblichen Teil der öffentlichen Diskurse und politischen Entscheidungen.

Doch die vielleicht bemerkenswerteste Entwicklung in den USA ist die Entstehung einer politischen Oligarchie unter Donald Trump. Trump, selbst ein Milliardär, umgab sich während seiner Präsidentschaft mit einer Reihe von Superreichen, darunter Wilbur Ross (Handelsminister), Betsy DeVos (Bildungsministerin) und Steve Mnuchin (Finanzminister). Diese „Oligarchen-Crew“ nutzte ihre Positionen, um politische Entscheidungen zu treffen, die oft ihren eigenen Interessen dienten – sei es durch Steuersenkungen für Reiche oder die Deregulierung von Industrien.

Trump selbst ist ein interessanter Fall: Er ist sowohl ein Produkt der Oligarchie als auch ihr Förderer. Seine Geschäfte und sein politischer Einfluss sind eng miteinander verflochten, und er hat gezeigt, wie man die Macht des Amtes nutzen kann, um persönliche und politische Ziele zu erreichen. Seine Präsidentschaft hat die USA an den Rand einer neuen Form der Oligarchie geführt, in der die Grenzen zwischen Politik und Wirtschaft immer mehr verschwimmen.

Bidens Warnung: Die Gefahren der Oligarchie für die Demokratie

YouTube player

In seiner Abschiedsrede an die Nation warnte US-Präsident Joe Biden eindringlich vor den Gefahren der Oligarchie. Er sprach von einer „Herrschaft der Superreichen“, die die Demokratie untergraben und die soziale Ungleichheit verschärfen könnte. Bidens Warnung ist nicht unbegründet: In vielen Ländern, darunter auch die USA, hat die Machtkonzentration in den Händen weniger Superreicher zu einer Erosion demokratischer Institutionen geführt.

Die Herausforderung besteht darin, die Macht der Oligarchen zu begrenzen, ohne die wirtschaftliche Dynamik zu ersticken. Dies erfordert eine Kombination aus politischen Reformen, stärkerer Regulierung und einer aktiven Zivilgesellschaft, die die Interessen der breiten Bevölkerung vertritt.

Fazit: Die Oligarchie ist nicht tot – sie hat sich nur neu erfunden

Die Oligarchie ist kein Relikt der Vergangenheit, sondern eine lebendige und sich ständig wandelnde Kraft. Von den alten Griechen über die russischen Oligarchen bis hin zu den Superreichen in den USA hat sie immer wieder neue Formen angenommen. Doch eines ist klar: Solange es eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die über unverhältnismäßig viel Macht und Reichtum verfügt, wird die Oligarchie ein Problem bleiben.

Die Frage ist nicht, ob wir die Oligarchie besiegen können, sondern ob wir bereit sind, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um ihre Macht zu begrenzen. Denn wie die Geschichte zeigt, ist die Herrschaft der Wenigen selten im Interesse der Vielen. Und das, liebe Leserinnen und Leser, ist kein Sarkasmus – das ist eine Tatsache.

Die Kurz-URL des vorliegenden Artikels lautet: https://klassengesellschaft.com/oligarchie

Über Schwabing Dog

Unknown's avatar
Hundeaffiner Frührentner & politischer Aktivist, der gerne seine Privatsphäre pflegt. Als tierliebende Betreuungsperson von Fellnasen mag ich besonders gern anspruchsvolle Charakterhunde (Sturrköpfe), die bei mir auch mal so richtig aufdrehen (toben) dürfen.

Check Also

Warum werden die negativen Auswirkungen des Superreichtums nicht verändert, sondern immer weiter forciert?

Liebe Leserinnen und Leser, heutzutage sprechen wir in einer Welt, die von einem extremen Wohlstandssplitter …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner