Der Klassismus in der deutschen Gesellschaft: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF) beginnt bereits in der Kita

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn wir über Bildung, Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit sprechen, dann stoßen wir schnell an die Grenzen unserer Wahrnehmung. Viele von uns glauben vielleicht, dass Deutschland ein Land ist, in dem jeder eine faire Chance hat, unabhängig von seiner Herkunft oder seinem finanziellen Hintergrund. Doch leider zeigt sich immer deutlicher, dass dies nicht der Fall ist. Der Klassismus – also die Diskriminierung aufgrund der sozialen Zugehörigkeit – ist tief in unserer Gesellschaft verankert, und er beginnt schon früh, oft sogar noch in der Kita.

Die PISA-Studien als Spiegelbild unserer Gesellschaft

In den letzten Jahren haben die weltweiten PISA-Studien viel Aufmerksamkeit auf die Ungleichheiten in unserem Bildungssystem gelenkt. Diese Studien haben gezeigt, dass Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien in Deutschland oft nicht genug gefördert werden. Während Kinder aus wohlhabenden Haushalten Zugang zu hochwertigen Schulen, Privatlehrern und einer Vielzahl von außerschulischen Aktivitäten haben, bleiben viele Kinder aus armen Familien auf der Strecke. Dies führt zu einem Teufelskreis, in dem Armut von Generation zu Generation weitergegeben wird.

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Die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland ist dabei ein zentrales Problem. Laut Statistischem Bundesamt war mehr als 17 Prozent der Bevölkerung im Jahr 2022 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet, dass mehr als jeder fünfte Mensch in Deutschland ein Nettoeinkommen von weniger als 1310 Euro im Monat hatte. In keinem anderen europäischen Land ist der Reichtum so ungleich verteilt wie in Deutschland. Diese Tatsache sollte uns alle besorgt machen.

Die Rolle der sozialen Herkunft

In Deutschland entscheidet vor allem die soziale Herkunft darüber, welche Bildung ein Kind erhält und über welche kulturellen oder materiellen Ressourcen es verfügt. Die Schichtzugehörigkeit bestimmt nicht nur, in welchem Stadtviertel ein Kind aufwächst, sondern auch, welche Schulen es besucht, welche Medien, Musik und Bücher es konsumiert. Und damit auch, welchen Beruf es ergreifen und welches Gehalt es einmal verdienen wird.

Niemand kann entscheiden, in welches soziale Umfeld er oder sie hineingeboren wird. Dabei bestimmt unser Wohlstand viele der Chancen und Möglichkeiten in der Gesellschaft. Arme Menschen werden stigmatisiert, ausgegrenzt und von gesellschaftlichen Ressourcen ausgeschlossen. Soziale Herkunft beeinflusst, welche Möglichkeiten und Chancen, aber auch welche Beschränkungen und Schwierigkeiten unser Leben vereinfachen oder erschweren. Die verschiedenen Lebensweisen werden in unserer Gesellschaft sehr unterschiedlich auf- oder abgewertet. Das nennt man Klassismus – Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft.

Klassismus in der Kita: Wo alles beginnt

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Der Klassismus beginnt oft schon in der Kita. Kinder aus armen Familien haben oft keinen Zugang zu qualitativ hochwertigen Kitas, die für ihre Entwicklung unerlässlich sind. Oftmals sind diese Einrichtungen unterfinanziert und haben nicht die notwendigen Ressourcen, um die Bedürfnisse aller Kinder gerecht zu berücksichtigen. Dies führt dazu, dass Kinder aus armen Familien schon früh benachteiligt sind und später in der Schule Schwierigkeiten haben, mitzuhalten.

Auch die Art und Weise, wie Erzieher*innen mit Kindern aus armen Familien umgehen, spielt eine wichtige Rolle. Begriffe wie „bildungsfern“ oder „einfache Leute“ zeigen, wie auf Menschen aus der Arbeiter- oder Armutsklasse herabgeschaut wird. Dies führt dazu, dass Kinder aus diesen Familien oft nicht ernst genommen werden und ihre Talente und Fähigkeiten nicht ausreichend gefördert werden.

Abwertung und soziale Teilhabe

Abwertung aufgrund der sozialen Herkunft schließt Menschen von Ressourcen aus, würdigt sie herab und behindert die gesellschaftliche Teilhabe von armen und einkommensschwachen Gruppen. Wer sich um soziale Herkunft nicht kümmern will und sagt, das mache in Deutschland doch keinen Unterschied, verschließt die Augen vor dieser Diskriminierung. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, dieses Problem anzuerkennen und Maßnahmen zu ergreifen, um es zu bekämpfen.

Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist die Förderung von integrativen Kitas, in denen Kinder aus verschiedenen sozialen Schichten zusammenkommen und lernen können. Auch die Verbesserung der Finanzierung von Kitas und Schulen in sozial schwachen Gebieten ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Zudem sollten wir uns bemühen, die Vorurteile und Stereotype abzubauen, die dazu führen, dass Menschen aus armen Familien diskriminiert werden.

Fazit
Der Klassismus ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft, und er beginnt schon in der Kita. Wenn wir wirklich eine gerechte und inklusive Gesellschaft schaffen wollen, müssen wir uns diesem Problem stellen und Maßnahmen ergreifen, um es zu bekämpfen. Jedes Kind verdient eine faire Chance, unabhängig von seiner sozialen Herkunft. Lasst uns gemeinsam dafür kämpfen, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.

Mit freundlichen Grüßen und in der Hoffnung auf eine gerechtere Zukunft,

Ihr Schwabing Dog

Die Kurz-URL des vorliegenden Artikels lautet: https://klassengesellschaft.com/Klassismus

Über Schwabing Dog

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Hundeaffiner Frührentner & politischer Aktivist, der gerne seine Privatsphäre pflegt. Als tierliebende Betreuungsperson von Fellnasen mag ich besonders gern anspruchsvolle Charakterhunde (Sturrköpfe), die bei mir auch mal so richtig aufdrehen (toben) dürfen.

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